Als Moderator zahlreicher Workshops und Trainer in einschlägigen Seminaren wurde ich immer wieder mit dem mittlerweile bestens bekannten und bereits als „Modekrankheit“ bzeichneteten Burnout-Syndrom konfrontiert. Damit ist im Allgemeinen das Gefühl völliger Erschöpfung und innerer Leere angesprochen, das vor allem Berufstätige betrifft, die extremen Anforderungen ausgesetzt sind oder – nach einer anderen Sichtweise – sich selber unter extremen Leistungsdruck stellen. Meine persönlichen Erfahrungen aber auch Erkenntnisse der jüngeren Sozialforschung zeigen, dass als Hauptfaktor bei Burnout auf Unternehmensebene die Kommunikation zu werten ist – zu viel, zu wenig und schlechte Kommunikation sowie mangelndes Feedback.
Enormer finanzieller Schaden
Das Thema Burnout in der Arbeitswelt immer stärker verbreitet und nimmt damit auch aufgrund seiner finanziellen Auswirkungen an Bedeutung zu, auch wenn zunehmend Maßnahmen (z.B. ein Workshop zum Thema Burnout) ergriffen werden. Die wirtschaftlichen Krise seit 2008 und gravierende Veränderungen in den Arbeitsprozessen der Unternehmen haben zu einem immensen Leistungsdruck und gestiegenen, immer komplexeren Arbeitsanforderungen geführt. Auch die objektiv messbare Anzahl der Diagnosen psychischer Krankheiten bei betrieblichen Krankmeldungen hat in den letzten 30 Jahren signifikant zugenommen: 1976 waren nur 2 % aller Krankheitstage psychisch bedingt, 2005 wurden bereits 8,5 % aller Krankheitstage aufgrund von psychischen Gründen wahrgenommen, heute sind es bereits annähernd 15%. Das bedeutet eine Versiebenfachung der Diagnose §psychische Probleme“, die inzwischen auch die häufigste Ursache für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben sind. Schätzungen gehen davon aus, dass latent etwa 30% der Österreichischen Arbeitnehmenden von Burnout betroffen sind.
Für die Organisationen bzw. Unternehmen bedeutet das einen gewaltigen finanziellen Schaden durch den Verlust an personellen Ressourcen und Know-how bzw. von implizitem Wissen der Mitarbeitenden sowie durch durch Leistungsabfall, Fehler, Abwesenheiten und damit verlorene Produktivität, damit auch z.B. keine weiteren betrieblichen Verbesserungsmaßnahmen.
Es erscheint daher extrem wichtig, die Faktoren zu erheben, die in den Unternehmen ein Klima nutzenstiftender sozialer Prozesse und Strukturen unterstützen und implementieren können. Als Moderator konnte ich in Workshops immer wieder feststellen, dass dafür am Faktor Kommunikation anzusetzen ist.
Zu viel, zu wenig und schlechte Kommunikation
Vor allem den Kommunikationsstrukturen und –prozessen kommt eine maßgebliche Bedeutung zu. Mangelhafte Informationen aber auch zu viel Information (E-Mail-Flut) zwischen den Mitarbeitern und zwischen Führungskräften und Personal sowie fehlender Einbezug in Entscheidungsprozesse und mangelndes Feedback kann in der Konsequenz zu Kommunikationsabbruch, Verunsicherung und Lähmung der Beteiligten führen – somit in einer erhöhten psychischen Stressbelastung, zusätzlich zu den fachlichen Anforderungen. Die Gefahr eines Burnouts wird, wenn nicht herbeigeführt, zumindest begünstigt.
An einem einfachen Beispiel wird das klar: Man wird zugemüllt mit sinnlosen E-Mails, auf die man aber reagieren muss. Man erhält widersprüchliche Anweisungen und weiß nicht, welche man nun befolgen soll. Man erhält genau für diese Vorgaben keine geeigneten Informationen. Wird dann eine Leistung irgendwie erbracht, erhält man entweder kein oder ein negatives Feedback.
Zeichen eines fehlerhaften Kommunikationssystems
Folgende Symptome geben Aufschluss über eine fehlerhafte Kommunikation im Unternehmen:
- die Vermeidung von Gesprächen zu Konfliktthemen,
- mangelnde Klarheit im Ausdrücken von Botschaften,
- die fehlende Fähigkeit des empfängergerechten Kommunizierens,
- vorschnelles Urteilen über andere oder
- häufig widersprüchliche Informationen in Unternehmen.
Das führt auf die Dauer zu Stress und mangelndem Wohlbefinden der Mitarbeiter. Wird dieser Zustand chronisch, kann das zu innerer Kündigung, Austritt aus dem Unternehmen oder zu Burnout führen – allesamt Faktoren, welche das Unternehmen schädigen. Gestörte Kommunikation im Unternehmen gehört also zu den krankmachenden Faktoren im Unternehmen.
Analyse der Kommunikation im Unternehmen
Es ist daher sinnvoll, sich der Kommunikation in Unternehmen als Wirkfaktor für die Begünstigung bzw. Verhinderung von Burnout zuzuwenden. Ein erster Schritt in diese Richtung besteht darin, zunächst zu untersuchen, wie Burnout-Betroffene die Kommunikation in ihrem Unternehmen empfinden. Es gibt zwar unzählige Studien zu Burnout, aber sehr wenige zu den Auswirkungen unternehmensinterner Kommunikation, ganz zu schweigen von solchen, die beide Themen verbinden.
„Man kann nicht nicht kommunizieren“
(Paul Watzlawick)
Kommunikation findet statt, sie findet in Unternehmen statt und ist vielen Einflussfaktoren ausgesetzt, die sich auf die Entstehung von Burnout auswirken. Kommunikation trägt einen entscheidenden Beitrag für das Funktionieren einer Organisation. Betrachtet man die krank machenden Effekte gestörter Kommunikation, wird deutlich, wie wichtig eine steigende Sensibilität von Unternehmen für die krankmachenden Faktoren der Kommunikation ist. Es empfiehlt sich bspw. eine anonyme Mitarbeiterbefragung, die auf die Faktoren der Kommunikation ausgerichtet ist oder eine Reihe von einem externen Moderator durchgeführten Workshops. Dabei gilt, es klare Ziele zu erarbeiten:
Offene Feedback-Kultur
Einerseits für die Gestaltung von Strukturen, die für eine offene Feedback–Kultur sorgen, die es zulassen, Führungskräften den Konflikt zwischen Unternehmenszielen und persönlichen Zielen bzw. den Zielen der Mitarbeiter zu ersparen, die damit für konsistentes Verhalten und mittelbar für die Stärkung des Vertrauens ihrer Mitarbeiter sorgen.
Awareness
Darüber hinaus sollten innerhalb dieser Strukturen alle Aspekte einer guten Kommunikation laufend im Bewusstsein erhalten werden. Sei es durch Schulungen der Führungskräfte, periodische Workshops mit Moderator oder auch durch die Schaffung von Möglichkeiten, Probleme bereits beim Entstehen anzusprechen, für geeignete Möglichkeiten zu rechtzeitigen Intervention zu sorgen – und damit den Teufelskreis des Burnouts effektiv zu verhindern.
Keine Mehrkosten
Voraussetzung für diese Veränderungen ist auch ein steigendes Bewusstsein für das Thema Burnout und Kommunikation vor allem seitens der Führungskräfte, Unternehmer, Shareholder und Vorstände. Andererseits aber auch die Erkenntnis, dass diese Ansätze zur Prävention und Intervention über Verbesserung der betrieblichen Kommunikation letztlich keine Mehrkosten verursachen, dass die Folgekosten des Burnouts weit höher sind: Zuerst erfolgt die Zunahme von Fehlern im ganzen Team, dann im Burnout-Fall der Verlust von implizitem und explizitem Wissen und Erfahrung, monatelange Krankenstände, gefolgt vom Einschulungserfordernis für neue Mitarbeiter. Neben themenspezifischen Workshops mit Moderator sind für betroffenen Unternehmen auch unterstützende Coachings sinnvolle Instrumente.