Führungsgrundsätze sind ein Teil des Grundkonzepts der Unternehmensphilosophie und Unternehmenspolitik. Es sind schriftliche Vereinbarungen der für Vorgesetzte wie Mitarbeiter gleichermaßen geltenden Aufgaben und Bedingungen. Führungsgrundsätze sind also bestimmte Grundregeln, die als Orientierungsrahmen dienen, um ein einheitliches Führungs– und Kooperationskonzept durchzusetzen und abzusichern, für das sich die Unternehmensleitung im Einvernehmen mit der Belegschaftsvertretung entschieden hat.
Führungsgrundsätze sind somit eine Art praxisnaher Leitfaden für das Festlegen von Führungsmaßnahmen und den Einsatz der Führungsinstrumente. Sie
- bestimmen das erwünschte Verhalten der Vorgesetzten und Mitarbeiter aller Bereiche und Ebenen in Bezug auf die Erfüllung der Führungsaufgaben sowie auf Form und Intensität der Zusammenarbeit
- dienen gleichzeitig dazu, die Beurteilung der Vorgesetzten in allen Bereichen und auf allen Ebenen hinsichtlich der Erfüllung ihrer Führungsaufgaben zu erleichtern
- bilden ein in sich geschlossenes, logisches Begriffssystem, um bei Vorgesetzten und Mitarbeitern die Verwendung klarer, widerspruchsfreier Begriffe in Führungsfragen zu erreichen und
- haben eine Koordinierungsfunktion ersten Ranges, sind Medien der Konsensbildung innerhalb des Unternehmens und fungieren als Wegweiser, um das angestrebte Führungs- und Kooperationskonzept zu realisieren.
Beispiele von Führungsgrundsätzen, die Sie für sich oder in Ihrem Unternehmen festlegen können:
- kooperativ führen
- Ziele festlegen (Anfang der gemeinsamen Arbeit)
- Verantwortung übertragen (Herausforderung für alle)
- informieren (Voraussetzung für erfolgreiche Zusammenarbeit)
- Entscheidungen treffen (Zusammenarbeit sicherstellen)
- kontrollieren (Ergebnisbewertung und Hilfe)
- beurteilen (Anerkennung und Kritik), sowie
- fördern und helfen (Leistungskraft stärken).
In der Praxis kommt es kaum vor, dass ein bestimmtes Führungsverhalten exakt mit einem bestimmten Führungsstil übereinstimmt. Situationsbedingt und abhängig von der individuellen psychischen Verfassung der Beteiligten (Führungskraft und Mitarbeiter) kommt es zu vielen Überschneidungen und Vermischungen. Das zeigt die Analyse einer Reihe von Workshops, die ich als Moderator durchgeführt habe. Um das eigene Führungsverhalten besser einschätzen zu können, empfiehlt sich deshalb eine Klassifizierung in Führungstypen. Prüfen Sie einmal, mit welchem Führungstyp Sie am ehesten übereinstimmen. Dies kann Ihnen wichtige Rückschlüsse liefern, in welchen Bereichen Sie eventuell etwas an Ihrem Führungsverhalten verändern sollten.
Sachorientiert partnerschaftlich
Der sachorientiert partnerschaftliche Führungstyp entspricht weitgehend dem Anforderungsprofil, das man heute an unternehmerisch denkende, leistungsorientierte Führungskräfte stellt. Das Motivieren der Mitarbeiter erfolgt überwiegend durch Lob. Kritik ist weitgehend konstruktiv. Konflikte werden nicht verdrängt oder unterdrückt, sondern als Chancen zu echter Veränderung und kooperativer Zusammenarbeit erkannt und dementsprechend gelöst. Wer sachorientiert partnerschaftlich führt, erläutert und begründet alle getroffenen Entscheidungen. Teamarbeit ist Mittel zum Zweck.
Partnerschaftlich kooperativ
Dieser Führungstyp legt alle seine Entscheidungen völlig offen. Er gewährt seinen Mitarbeitern als eine Art Moderator weitgehende Handlungs– und Entscheidungsspielräume. Teamarbeit wird als wichtig erachtet und gefördert. Autoritäre Methoden lehnt der partnerschaftlich kooperative Führungstyp strikt ab.
Autoritär direktiv
Der autoritär direktive Führungstyp kontrolliert stark und gibt harsche Anweisungen. Er liebt die eigene Autorität und genießt die Macht. Der Umgang mit den Mitarbeitern ist distanziert. Teamgeist wird als unnötig erachtet, Leistungskampf und Konkurrenz werden gefördert.
Autoritär instabil
Dieser Führungstyp hat psychische Defizite und ist relativ unsicher. Bei Problemen und Kritik nutzt er sein Anordnungsrecht oder andere formale Mittel. Diskussionen oder Mitsprache gibt es nicht.
Laissez-faire
Der Laissez-faire-Führungstyp gibt seinen Mitarbeitern viele Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten. Allerdings nicht aus innerer Einsicht, weil er das richtig findet, sondern um nicht selbst Entscheidungen treffen, Konflikte lösen oder lästige Arbeiten ausführen zu müssen. Er ist folglich relativ wenig leistungsorientiert und sein persönlicher Einsatz hält sich in Grenzen.
Friedmund Malik von der Universität St. Gallen vertritt die Auffassung, der Führungsstil sei relativ unwichtig. Viel wichtiger für erfolgreiches Führen im Sinne von Sichern des langfristigen Unternehmenserfolgs sei das Betriebsklima, speziell das gegenseitige Vertrauen. Andere, bislang als wichtig erachtete Faktoren könnten dagegen vernachlässigt werden. Malik belegt dies mit der Erkenntnis, dass es keinen Zusammenhang zwischen Führungsstil und Unternehmenserfolg gibt:
- Kooperative Chefs können auch hervorragende Ergebnisse erzielen. Für ein Unternehmen ist das die optimale Situation.
- Kooperative Führungskräfte können dagegen auch negative Ergebnisse erzielen. Das heißt, die Führungskraft ist nett und freundlich, aber wirkungslos.
- Es gibt immer noch autoritäre Chefs, die sehr gute Ergebnisse erreichen.
- Es gibt autoritäre Führungskräfte, die negative Ergebnisse erzielen. Sie sind für das Unternehmen sehr schlecht. Selbstverständlich sind kooperative Führungskräfte für die Mitarbeiter angenehmer und die Zusammenarbeit fällt leichter. Aber in einem Unternehmen kommt es letztlich immer auf den Erfolg an, deshalb kann ein kooperativer Führungsstil nicht das Maß aller Dinge sein.
Malik kommt daher zu dem provokanten Schluss: „Autoritär, aber richtig in den Resultaten ist besser als kooperativ, aber falsch.” Die Folgerungen daraus sind klar. Es kommt nicht auf einen in Seminaren erlernten Führungsstil an, sondern auf menschlichen Anstand, auf gute Manieren im Umgang miteinander. Darüber hinaus ist auch die charakterliche Integrität, Konsistenz, Verlässlichkeit und Prognostizierbarkeit wichtig für das Entstehen von Vertrauen. Das bedeutet beispielsweise, dass sich die Mitarbeiter darauf verlassen können, dass Absprachen oder Vereinbarungen eingehalten werden. Die individuelle Autorität entwickelt sich aus der Führungsfähigkeit (und nicht aus der Führungstätigkeit). Das nötige Wissen und die Fachkompetenz werden vorausgesetzt.