Ansätze zur Prävention
Mobbing kostet Geld: Die Betroffenen werden nicht selten krank und fehlen häufig, der Konflikt muss oftmals mit fremder Hilfe gelöst werden, die Motivation sinkt und die Leistungen lassen nach, die Betriebsergebnisse werden schlechter. Neben dem gesundheitlichen Schaden für die Betroffenen Grund genug für Unternehmen und Verwaltungen, sich mit Mobbing zu beschäftigen, am besten vorbeugend.
Mobbing-Prävention
- heißt, die betrieblichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass alle Faktoren, die Mobbing begünstigen, reduziert werden.
- heißt, so früh wie möglich einzuschreiten, um die Eskalation des Konflikts zu vermeiden.
- Patentrezepte gibt es jedoch nicht. Immer gilt es, die jeweilige Situation genau zu analysieren.
Arbeitsbedingungen verbessern – Arbeitsorganisation überprüfen und verbessern
Veränderungen und die Einführung neuer Kommunikationstechnologien lösen oft Angst und Unsicherheit aus. Zudem muss immer mehr und immer anspruchsvollere Arbeit in immer kürzerer Zeit geleistet werden. Mangelnde Transparenz und unzureichende Informationspolitik sorgen für zusätzliche Spannung im Betrieb – ein guter Nährboden für Mobbing. Anzeichen hierfür sind häufige Krankheits– und Fehlzeiten und hohe Fluktuationsraten. Um die Arbeitsorganisation im Betrieb nach mobbingfördernden Faktoren zu überprüfen, und wenn nötig zu verbessern, müssen Arbeitgeber Zeit und Geld investieren.
Zuständige Personen für den Arbeits- und Gesundheitsschutz qualifizieren
Um Mobbing-Prävention zu betreiben, müssen in den Gesundheitsschutz unbedingt Ursachen und Auswirkungen von psychosozialen Belastungen, und wie man sie minimieren kann, einbezogen werden. Bislang standen bei der Qualifizierung der Gesundheits- und Arbeitsschutzzuständigen vorwiegend technische und in jüngster Zeit eher ergonomische Aspekte im Vordergrund.
Gesundheitszirkel einführen
Gesundheitszirkel können zu bestimmten Themen, aber auch als allgemeine gesundheitsfördernde Maßnahmen eingerichtet werden. Diese Zirkel haben den großen Vorteil, dass sich Mitarbeiter aktiv an der betrieblichen Gesundheitsförderung beteiligen. Damit sich Konflikte nicht verlagern und daraus Mobbing entsteht, können diese Zirkel auch betriebliche Stress–Situationen untersuchen und versuchen sie abzuschaffen.
Sozialbeziehungen gestalten – Führungskräfte schulen
Die Anforderungen an Führungskräfte sind in den letzten Jahren gestiegen. Neben fachlicher Kompetenz sind vor allem Schlüsselqualifikationen, wie z. B. die Fähigkeit mit Konflikten umzugehen, gefragt. Um die sozialen Beziehungen im Betrieb positiv zu gestalten, bedarf es gezielter Schulungen für Führungskräfte. Trainings in Konfliktbewältigung, Sozialintegration und Kommunikation sind geeignete Instrumente, um Konflikteskalationen und Mobbingentwicklungen zu unterbinden. Insbesondere sollten Leitungskräfte der unteren und mittleren Ebenen unbedingt mit einbezogen werden, denn sie sind es, die in erster Linie mit Unzufriedenheit und Spannungen konfrontiert werden. Wie gut sie mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen kommunizieren können, ist für das Betriebsklima entscheidend.
Team- und Konfliktfähigkeit der Beschäftigten trainieren
Um die Zusammenarbeit zu verbessern, reicht allerdings die Schulung von Führungskräften nicht aus. Auch die Mitarbeiter sollten in ihrer Kommunikations- und Kritikfähigkeit wie auch in ihrer Bereitschaft zu Kooperation und Konfliktregelung unterstützt werden. „Investitionen“ in die kommunikativen und stressbewältigenden Ressourcen der Mitarbeiter verhindern nicht nur Mobbingstrukturen, sie steigern auch die Motivation und Arbeitszufriedenheit.
Betriebliches „Mobbing-Abwehrsystem“ einrichten
Noch wird Mobbing vor allem in den Führungsetagen als individuelles Problem ausgeklammert. Angesichts der betriebswirtschaftlichen Folgen und gravierenden Auswirkungen für die Betroffenen sollte Mobbing jedoch auf allen Ebenen ein Thema sein. Mobbing muss als unerwünschtes Verhalten geächtet werden. Der Arbeitgeber muss deutlich machen, dass er im Rahmen seiner Fürsorgepflicht bereit ist, Sanktionen einzusetzen. Und er muss über Aufklärung bei Mitarbeitern und Führungspersonal ein Problembewusstsein und damit eine breite Basis gegen Mobbing schaffen.
Als Foren bieten sich hierfür an:
- Betriebs-/Personalversammlungen
- Leitungs-, Abteilungs- und Mitarbeiterbesprechungen
- Besprechungen mit Personalverantwortlichen, Personalvertretung und Arbeitsschutzbeauftragten
- Öffentlichkeitsarbeit im Betrieb („schwarzes Brett“, Mitarbeiterzeitung, Mails etc.)
Mit Mitarbeitern sprechen / eine Befragung durchführen
Mobbing frühzeitig zu erkennen und abzuwehren, setzt voraus, über die Stimmung am Arbeitsplatz Bescheid zu wissen. Um sich über betriebliche Schwachstellen, Arbeitsprobleme, Sozialbeziehungen, Führungsverhalten zu informieren, aber auch Meinungen und Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einzuholen, bieten sich neben Workshops mit Moderator (extern) anonyme Mitarbeiterbefragungen an. Diese Befragungen sollten gemeinsam mit der Vertretung der Beschäftigten und interessierten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen vorzugsweise im Rahmen einer Organisationsentwicklung sorgfältig geplant werden. Ziel sollte sein, Arbeitsorganisation, Arbeitsbedingungen und soziales Klima zu verbessern. Derartige Befragungen können Mobbingstrukturen aufdecken, als Frühwarnsystem dienen und Grundlage wirksamer Gegenmaßnahmen sein.
„Beschwerdestelle“ einrichten bzw. Ansprechpartner benennen
Besonders wichtig ist es, eine betriebliche Mobbing- und Konfliktanlaufstelle mit vertrauenswürdigen und kompetenten Ansprechpartnern bzw. –partnerinnen einzurichten. Vorzugsweise eignet sich die Interessenvertretung für diese Aufgabe. Auch Frauen-, Schwerbehindertenbeauftragte und andere Einrichtungen wie z.B. der Sozialdienst bieten sich hierfür an. Wichtig ist vor allem, dass die Existenz einer solchen Stelle bekannt gemacht wird und dass – in Absprache mit den Ratsuchenden – Handlungsschritte vereinbart und realisiert werden. Die Bezeichnung muss unbedingt positiv sein, etwa „Servicestelle für Betriebsklima“.
Weiterbildung zum Thema Mobbing
Namhafte große Unternehmen und Verwaltungen haben inzwischen nicht nur Betriebsvereinbarungen zu Mobbing bzw. Konfliktsteuerung (etwa in Deutschland VW Wolfsburg). Sie bieten als mobbingvorbeugende Maßnahmen neben umfangreichem Informationsmaterial auch ganz gezielt Veranstaltungen, Seminare und Workshops mit Moderatoren zum Thema Mobbing an. Diese zielgruppenorientierte Angebote gelten für alle Betriebsangehörigen. Mobbing wird hier nicht ausgeklammert, sondern in kluger Voraussicht offensiv thematisiert.
Betriebs- / Dienstvereinbarungen
Eine Betriebsvereinbarung setzt ein klares Signal gegen Mobbing. In der Betriebsvereinbarung werden Verfahrensregeln festgeschrieben und Hilfestellung angeboten. Es werden aber auch mögliche Konsequenzen bei Verweigerung der Mitarbeit oder Nichtbeachtung der Regelung formuliert. Hierdurch ist allen Betriebsangehörigen klar, dass Mobbing am Arbeitsplatz nicht toleriert und mit Sanktionen belegt wird. Mobbingvorbeugend empfehlen sich auch Betriebsvereinbarungen zur betrieblichen Konfliktregulierung. Derartige „Fair-play“-Regelungen dokumentieren die ernsthafte Absicht, bestimmte negative Entwicklungen auszuschließen. Betriebs- und Dienstvereinbarungen dürfen keine bloßen Absichtserklärungen sein, sondern sie müssen auch umgesetzt und kontrolliert werden.
Eine Strukturanalyse in der individuellen Beratung reflektiert zunächst natürlich nur die Sicht des Betroffenen und dient primär seiner eigenen Orientierung. Idealerweise jedoch erfasst eine weiterreichende Analyse im Sinne einer Organisationsentwicklung des gesamten Unternehmens die Kommunikations- und Machtstrukturen der verschiedenen Abteilungen aus der Perspektive aller Mitarbeiter.